Das Springrace 2019 powered by Onkel Mike ist unsere 3. Teilnahme am Endurance Race in Kärnten. Bei der ersten Teilnahme sind wir relativ blauäugig zum Rennen gefahren. Ein besseres Strassensetup im Gepäck ohne Ersatzmotor und ohne adäquate Ausrüstung. Der Motor ist 2017 am Racetrack zum ersten Mal richtig gelaufen. Nach etwas über 4 Stunden war dann aber auch Schicht im Schacht, weil die Schaltklaue verrundet war und somit kein normaler Fahrbetrieb mehr möglich. 2018 haben wir uns dann verbessert. Ordentlich ausgestattet mit Ersatzmotor, Werkzeug und ordentlichem Zelt, konnten wir das Rennen am 22.Platz in der Gesamtwertung abschliessen und wieder einiges lernen.
Das Team 2019 komplettierte zu unseren Piloten Antoine und Raphael vom Vorjahr diesmal Albert aus der schönen Steiermark. Letzterer hatte bereits mehrmalige Springrace Erfahrung und ist auch sonst schon einige Rennen gefahren.
Für 2019 haben wir uns ein neues Motorpaket gebaut. Der A-Motor mit einem Quattrini M1L60-GTR auf 54mm Hub und 35er Vergaser, der B-Motor mit einem Falc 57mm Bohrung, 54mm Hub und 38er Vergaser. Obwohl wir uns vorgenommen hatten, dieses Jahr wirklich früh genug mit allem zu beginnen, waren wir natürlich mit dem A-Motor gerade mal 2 Wochen vor dem Rennen und dem B-Motor gerade mal 2 Tage davor fertig. Zumindest ist der A-Motor schön abgestimmt und testgefahren auf die Rennstrecke gegangen. Der B-Motor ist zumindest schon gelaufen. Mehr aber auch nicht. Jedenfalls sind Bremsen und Fahrwerk ordentlich revidiert worden und der gesamte Roller durchkontrolliert.
Eine Neuerung dieses Jahr ist, dass auch der Onkel Mike seines Zeichens Teamsponsor sowie Hauptsponsor des Springrace endlich auch mit dabei ist. Mike, für alle die es noch nicht wissen, ist neben Vespaliebhaber, Schrauber, Onkel Mikes Garage-Betreiber und Klubkollege auch mein Bruder. Mike fährt diesmal den Bus mit all unseren Notwendigkeiten für das Rennen und ich fahre mit dem PKW hinterher, damit wir Abends bequemer in die Unterkunft fahren können. Die Fahrt ist weitgehend Ereignislos und wir kommen bereits über eine Stunde vor der Öffnung des Geländes unten an. Wir nutzen die Zeit um unseren Spritvorrat aufzufüllen, ein paar Besorgungen zu machen und in der Unterkunft einzuchecken.
Beim Aufbau profitieren wir von der Erfahrung der letzten beiden Jahre und der geplanten Ordnung beim Verladen. Alles läuft vollkommen reibungslos und schnell. Alsbald steht die Box von Onkel Mikes Garage ordentlich und bereit für den kommenden Renntag da. Die Fahrerbesprechung bringt auch keine neuen Erkenntnisse und so sind wir bereits um 20:30h wieder in der Unterkunft.
Am Renntag klingelt um 5:00h der Wecker. Duschen, anziehen und ab zum ÖAMTC Fahrtechnikzentrum Mölbling. Ausgemacht ist ein Treffen mit den Fahrern um 6:00h morgens, weil ich als einer der Wenigen noch die Racecard-Anträge abgeben muss. Glücklicherweise verspätet sich niemand und pünktlich zum Trainingsauftakt ist alles gemeldet und bezahlt. Der Roller springt auch problemlos an damit Albert und Raphael die ersten Runden zur Eingewöhnung drehen können. Leider ist die Strecke morgens noch etwas feucht und kalt, was die beiden zu eher verhaltenen, vorsichtigen Runden nötigt. Macht aber alles nichts, wir haben die benötigten 2 Durchgänge allemal absolviert und dürfen starten.
Leider ist uns die Glücksfee nicht wirklich hold und wir ziehen die Startaufstellungs-Arschkarte. Wir starten als letzter von Startplatz 40 aus. Antoine ist beim Le Mans Start unser Mann und er kann bereits beim Start ein paar Plätze gutmachen. Von nun an läuft das Rennen weitgehend problemlos und wir wechseln wie geplant durch. Erst Antoine mit 40 Minuten, danach übernimmt Raphael. Letzterer fährt anfangs noch vorsichtig, wird aber mit jeder Runde aggressiver, bis er dann kurz nach Acht Uhr plötzlich nicht mehr in den Sichtbereich kommt. Mir schwant Übles und ich beginne zu suchen. Plötzlich sehe ich schon den Rennleiter mit dem Quad in Richtung Kreisel schiessen. Ich laufe vor und sehe unser Renngerät in der Wiese liegen. Raphael ist bereits bei Mario am Quad um direkt zur medizinischen Versorgung zu fahren.
Als nächstes fährt Onkel Mike mit um den Roller hochzuholen. Ich warte inzwischen am Ausgang der Boxengasse um Mike beim Entladen zu helfen. Plötzlich höre ich das unschöne Schlittern eines Sturzes und sehe noch wie der mattschwarze Bomber von ESF in einen Reifenstapel der Schikane knallt. Der Fahrer selbst rutscht ebenfalls mit dem Kopf voraus in die Reifen und bleibt danach liegen. Eine sehr unschöne Szene. Inzwischen kommen Marion und Mike samt Roller hoch. Wir laden das Teil ab und Mario zischt sofort zur Unfallstelle.
Wir bringen das doch etwas lädierte Fahrzeug in die Box und sehen aus dem Augenwinkel, dass erst der Krankenwagen und später noch der Notarzt auf der Strecke stehen. Das Rennen ist unterbrochen. Wir nutzen die Zeit um die Schäden wieder zu beheben. Glücklicherweise ist nur wenig beschädigt. Das Glück hat Raphael leider nicht. Sein rechtes Bein ist am Sprunggelenk bereits angeschwollen und er sitzt mit einem Kühlbeutel der Rettung im Boxenzelt. Uns ist schnell klar, dass er wohl nicht mehr fahren wird. Wir müssen also das Rennen mit zwei Fahrern durchstehen. Das wird hart.
Der Sturz hat uns natürlich auch einige Plätze gekostet. Bei der Wiederaufnahme des Rennens starten wir erneut relativ weit hinten vom 34. Platz. Wir hatten uns in der Zwischenzeit schon auf Position 26 vorgeschoben. Ab sofort drehen Antoine und Albert die Runden. Die Strecke ist mittlerweile trocken und die Rundenzeiten reduzieren sich bereits in Richtung einer Minute. Wir sind mit konstant 1:02 ganz gut mit dabei und arbeiten uns Stück für Stück, Platz für Platz nach vorne. Motor und Fahrzeug halten, machen vorerst keine Spiränzchen. Das Rennen macht richtig Spaß. In der Box neben uns steht der Roller von ESF, dem Team des VLC Purgstall, erstmal still. Der Unfall des Teamkollegen sowie die Ungewissheit der Schwere seiner Verletzungen hat ihnen offensichtlich die Lust genommen. Auch bei uns schwingt ihr Sturz irgendwie ständig im Hinterkopf nach.
Nach einiger Zeit, gegen Mittag, ziehen aus dem Westen schwere Regenwolken auf. Wir alle hoffen, dass es nicht regnet und wir nicht Reifen umstecken müssen. Leider wird uns aber alsbald klar, dass wir wohl nicht daran vorbeikommen. Es beginnt relativ bald ziemlich heftig zu Regnen und wir rufen Albert in die Box. Ein paar Teams drehen zwar trotz Regennasser Fahrbahn ihre Runden, die meisten sind aber schon drinnen um die Reifen umzustecken. Plötzlich wird aus dem Regen ein Wolkenbruch und das Rennen wird unterbrochen. Gut für uns, wir können ohne weiteren Platzierungsverlust die Reifen umstecken und alles nochmal kontrollieren. Nach der Rennunterbrechung geht Antoine mit neuen Regenreifen auf die Strecke. Alles gut!
Der Regen hört dann auch bald wieder auf, die Strecke bleibt aber feucht. Wir entscheiden erstmal bei den Regenreifen zu bleiben und drehen weiterhin unsere Runden. Der Himmel klart im Westen auch nicht wirklich auf und wir sind uns weiterhin unschlüssig, ob wir schon auf Slicks umstecken sollen. Das kostet natürlich auch Zeit und Zeit ist beim Springrace ein wirklich kostbares Gut. Plötzlich wird wieder eine Rennunterbrechung ausgerufen und Albert kommt in die Box. Offensichtlich dürfte Paolo von Parmakit schwer gestürzt sein. Wieder ist der Rettungswagen und später der Notarzt auf der Strecke. Paolo wollte offensichtlich zu viel und dürfte wie Bertl vom VLC in einen Reifenstapel geknallt sein. Wir nutzen die Zeit und stecken wieder auf Slicks um. Leider macht sich mittlerweile die Bremstemperatur bemerkbar. Wir müssen den Sattel mit sanftem Klopfen wieder frei machen.
Nach der Freigabe des Rennens können wir uns bis auf Platz 16 vorarbeiten, bis uns bei einem Tankstop auffällt, dass sich bereits zwei von 4 Befestigungsschrauben des Lüfterkranzes gelöst haben. Zum Glück haben wir noch Ersatz mit und kleben diese mit Schraubensicherung ein. Leider war nicht genügend Zeit zum Aushärten des Schraubenklebers und bereits beim nächsten Fahrerwechsel sind alle 4 Schrauben verschwunden. Wir müssen also das Lüfterrad wechseln. Zum Glück steht der B-Motor bereit und das Lüra ist schnell abgezogen. Zumindest vom kalten B-Motor. Der A-Motor will das Rad partout nicht hergeben. Es ist eine heftige Tortur, vor allem weil der Motor auch eine gewisse Temperatur aufweist. Schlussendlich schaffen wir es und Albert kann wieder auf die Strecke.
Leider nicht allzu lange, denn auch beim zweiten Lüfterrad verabschieden sich drei Schrauben. Die ganze Sache nochmal. Heisses Lüfterrad vom Konus bekommen. Ist wirklich nicht einfach. Zum Glück habe ich ein normales Lüfterrad mit. Zwar erleichtert und eine Kühlrippe fehlt, aber wir können zumindest weiterfahren. Diese Problemchen schlagen sich aber auch in der Platzierung wieder. Wir haben massiv verloren und finden uns auf Position 22 wieder. Neben den technischen Schwierigkeiten haben auch unsere beiden übrig gebliebenen Fahrer mit der Erschöpfung zu kämpfen. Wir müssen die Fahrerwechsel zu beginn auf 35 Minuten und gegen Ende bereits auf 30 Minuten pro Turn reduzieren. Aber die beiden schlagen sich mehr als gut und wir sehen um 19:05h auf Platz 18 die Zielflagge.
Wir haben auch dieses Springrace beenden können und uns sogar noch um 4 Plätze zum Vorjahr verbessert. Somit das still gesetzte Ziel, dieses Mal unter die Top 20 zu kommen absolut erreicht. Leider trübt die Tatsache dass sich Raphael beim Sturz den Aussenknochen gebrochen hat die Freude über das Ergebnis. Trotzdem nehmen wir auch dieses Jahr eine Fülle an tollen Eindrücken sowie gute Pläne für das kommende Jahr mit. Abschliessen will ich noch Bertl vom VLC und Paolo von Parmakit alles erdenklich Gute bei der Heilung ihrer Verletzungen wünschen. Wir kommen wieder!!!
PS.: Die kulinarische Wertung hat mal wieder eindeutig der VLC gewonnen! Nochmals herzlichen Dank für das Grillgut!