Nach dem Aluminium 177er hat Avotecnica in Italien jetzt auch eine Graugussvariante herausgebracht. Mittlerweile liegt auch der superG hier auf dem Tisch.
Lieferumfang ist, ähnlich dem Aluzylinder, lediglich bei der Betrachtung der Kanäle läuft es einem erstmal relativ kalt den Rücken hinunter. Für mich hat der Kit damit den plug&play Status den ein Polini, BGM oder DR geniesst erstmal verloren. Der Gusskern ist für ein Überströmer-Layout in einer solch rohen Form nicht geeignet. Da müsste Avotecnica ein Gespräch mit der Gießerei suchen. Ohne ausgiebige Glättarbeiten würde ich den Zylinder so nicht auf einen Motor setzen wollen.
Der Zylinderkopf scheint mit dem der Aluminium-Version nahezu gleich zu sein. Die Ausformung und die Brennraumform ist gemäß den ersten Messdaten haben keine erkennbaren Unterschiede ergeben. Damit kann man bei einer Quetschspalte von 1,2mm von einem Brennraumvolumen von etwa 14,7ccm ausgehen, was einem Verdichtungsverhältnis von 1:13 bei 57 Hub bzw. 1:13,6 bei 60 Hub entspricht.
Ausgeführt ist der Zylinderkopf als Dreh- und Frästeil mit zentraler Zündkerze und radialen Kühlrippen. Neben den Bohrungen für die Stehbolzen wird der Kopf über zusätzlich 4x M6 Innensechskant verschraubt.
Ein schönes Detail am Rande ist die mitgelieferte Gummikappe für die originale Zündkerzenöffnung der Zylinderhaube.
Nachtrag (13.2.2019): Nachdem ich mittlerweile mehrere VMC in der Hand hatte und vermessen durfte sind die unten angeführten Steuerzeiten einem extremen Ausreisser zuzuordnen. Die Distanz Zylinder-Oberkante zu Überströmer differeriert von 47,4mm bis zu den unten Angeführten 49,9mm, wobei die meisten Messungen im Bereich zwischen 47,5 und 48,5 lagen.
Als nächstes kommen die Steuerzeiten und die eröffnen eine ganz interessante Tatsache: der VMC 177 superG ist offensichtlich auf 60mm Hub ausgelegt. Nimmt man nämlich die Abstichmaße und errechnet damit die Steuerzeiten bei einer Quetschkante von 1,2mm, sprich dem selben Kolbenunterstand, dann kommt man zu einer Überstromzeit von 103° und Auslasszeit von 168°. Werte die eigentlich nicht wirklich nach plug&play samt guter Leistung aussehen.
Berechnet man jedoch die Steuerzeiten mit 60mm Hub, dann ist man plötzlich bei passablen 118° zu 176°, die man mit einer Tourenbox bestimmt schön auf der Strasse fahren kann.
Bei 62mm Hub wird es dann sogar noch eine Spur interessanter, vor allem wenn man an eine BigBox als Auspuff denkt.
Der hier vorgestellt Zylinder wird mit einer 60mm Drehschieber-Kurbelwelle zum Einsatz kommen. Die Steuerzeiten mit der 60er Welle scheinen für die Verwendung eines SIP-Road oder auch BigBox Touring gar nicht übel angelegt zu sein.
Der Auslass kommt aus der Schachtel mit einer Breite von 60% daher, was für ein p&p Projekt gar nicht so übel scheint. Für die Boxen grösseren Volumens darf man da aber sicherlich gerne auch mal bis 64% hochgehen, ausreichend Einlassquerschnitt vorausgesetzt. Der Auslass als solches ist relativ quadratisch ausgelegt und der Auslasskanal bereits sehr schön geformt.
Wie bei der Aluminium-Version ist der Auslass mit einem schönen Schraubflansch samt Dichtungsring versehen. Der Auslassquerschnitt kann in diesem Bereich bis etwa 37,5mm im Durchmesser erweitert werden da der O-Ring-Einstich bei etwa 39.3mm beginnt und man doch noch ein wenig Fleisch lassen sollte. Unbearbeitet bietet der Auslass am Zylinder einen Durchmesser von 32mm, jedoch mit einer eingegossenen Abrisskante an Ober- und Unterseite mit welcher man auf etwa 29mm Höhe kommt.
Mein persönliches Fazit: Der Zylinder scheint auf 60mm Hub und den Einsatz als Tourenzylinder für Box-Auspuffanlagen ausgelegt zu sein. Bei mir wird er ganz pommale mit entweder SIP Road oder BB-Touring auf Drehschieber mit 28er Keihin und 23/65er Übersetzung aufgebaut. Im Frühjahr werde ich das Teil dann mal auf den Prüfstand jagen um zu sehen ob er ein ernsthafter Mitbewerber zu Polini und BGM ist.